Das ansteigende Bürsten-Halbbad
Dr. med. E. Rauch, Naturheilbehandlung der Erkältungs- und Infektionskrankheiten
ISBN 3-7760-1004-5
Dieses gehört zu den allerersten Maßnahmen bei Erkrankungsbeginn und wird besonders von allen fröstelden Kranken benötigt. Es bewährt sich auch noch im späteren Krankheitsverlauf. Da die Verträglichkeit aller natürlichen Maßnahmen, besonders der warmen Bäder und des Schwitzens, vom Füllungszustand des Darmes abhängt, sollte möglichst auch der Fröstelnde zunächst ausgiebige Darmentleerung, evtl. durch einen warm-heißen Einlauf erzielt haben. Danach folgt das ansteigende Bürsten-Halbbad. Es behebt das Wärmedefizit des Körpers und schaltet das Entgiftungsorgan Haut hochtourig in den Abwehrkampf ein. Solche Einschaltung der Haut wird von jedem Kranken wiederholt benötigt. Bei diesem Bad ist sie durch „krebsrote“ Färbung, also durch gesteigerte Durchblutung der Haut zu erkennen.
Durchführung
Man lässt in die Badewanne warmes Wasser ein, das etwa der Fiebertemperatur, unter der Achsel gemessen, entspricht, und zwar so viel, dass es beim Sitzen bis Nabelhöhe reicht. Die Wassertemperatur wird mit dem Fieberthermometer eingestellt. Mit Bürste und Seife werden nun vom Badenden selbst (oder von einer Hilfsperson) alle unter Wasser befindlichen Körperteile, von den Zehen und Sohlen bis zur Kreuzbeingegend, intensiv gebürstet. Bei schlechtem Venenzustand sollen die Beine nur in Richtung zum Herzen hin zart gebürstet werden, ansonsten arbeitet man die Haut ständig nach beiden Richtungen hin durch, auch wenn schon die erwünschte Rötung erzielt wurde. Nach zwei bis drei Minuten lässt man durch 10 bis 15 Minuten langsam (!) heißes Wasser zu- und zeitweilig etwas Wasser abfließen, so dass der Wasserspiegel gleich bleibt. Die Temperatur wird allmählich so weit erhöht, wie es der Kranke gut verträgt und sie noch als wohltuend empfindet (meist um 3-4°). Dabei bürstet man die Körperteile unterhalb des Nabels weiterhin, steht dann langsam auf und arbeitet den übrigen Körper gründlich feuchtwarm mit eingeseifter Bürste durch. Schnelles Aufstehen ist wegen Schwindelgefahr zu vermeiden. Sollte Schweiß ausbrechen, dann ist das Bad vorzeitig abzuschließen.
Abschluss des Bades: Dieser erfolgt unterschiedlich und hangt vom Zustand des Kranken ab In vielen Fallen wird man gerne eine Schwitzpackung anschließen, bei sehr geschwächten, erschöpften, kreislauflabilen oder schwitzunfähigen Kranken darf man jedoch nur nachdunsten lassen
a) Zum Schwitzen trocknet sich der Patient ab oder wird abgetrocknet und legt sich sofort in eine bereits vorbereitete Schwitzpackung oder
b) zum Nachdunsten lässt man reichlich kaltes Wasser einfließen und wäscht einen Körperteil nach dem anderen mit einem Waschlappen kalt ab. Dabei tritt ein Gefühl der Erfrischung und Kräftigung ein (Sehr empfindsame Kranke verwenden das Wasser nur kühl anstatt kalt.) Sodann streift man die ärgste Nässe der Haut mit flacher Hand ab, legt sich feucht in das Bett, deckt warm zu und dunstet angenehm nach.
Zwischenfälle
Gelegentlich wird während des Bades die zunehmende Wärme schlecht vertragen; Atembeschwerden, Herzklopfen, Unruhe treten auf. Dies kommt dann vor, wenn die Temperatur zu schnell erhöht oder die Temperaturzuträglichkeitsgrenze des Kranken überschritten wurde. In diesem Falle lässt man energisch kaltes Wasser zufließen, bis die Temperatur des Badewassers um drei bis fünf Grad unter die Ausgangstemperatur gesunken ist, Der Patient taucht für einige Minuten bis zum Hals ein. Damit verschwinden die unangenehmen Erscheinungen, und der Kranke fühlt sich wieder wohl.
Anzahl der Bäder
Das ansteigende Bürsten-Halbbad kann je nach Bedürfnis 1—2-mal täglich genommen werden.
Zusammenfassung:
Wenn vom Arzt nicht anders verordnet, erhält jeder fröstelnde Kranke, ggf. nach Darmentleerung, sofort ein ansteigendes Bürstenhalbbad zur Behebung des Wärmedefizites und zur Entgiftung über die Haut. Auch den nicht fröstelnden Erkältungs- und Infektionskranken hilft dieses Bad so entscheidend, dass es 1-2-mal täglich genommen werden sollte. An das Bad wird entweder Schwitzen oder Nachdunsten angeschlossen.