Symbioselenkung
Symbiose ist ein Begriff der allgemeinen Biologie. In der Medizin versteht man darunter das Zusammenleben des menschlichen Organismus mit den auf seiner Haut, den auf und in seinen Schleimhäuten lebenden Bakterien. Die Gesamtheit der Bakterien -nicht etwa nur im Darm, sondern z.B. auch im Respirations- und Urogenitaltrakt (Atmungs- und Nieren-Blasentrakt) -bezeichnet man als Symbiontenflora. Zwischen der Symbiontenflora und dem Immunsystem bestehen enge Wechselbeziehungen im Sinne eines Fließgleichgewichtes.
Eubiose ist ein stabiles Gleichgewicht zwischen dem Organismus Mensch und seinen Bakterien. Bei Dysbiose ist dieses Gleichgewicht gestört.
Von Eubakterie spricht man, wenn der mikrobiologische Untersuchungsbefund von Faezes (“Stuhl”), Schleimhautabstrichen usw. der statistischen Norm für die Bakterienbesiedlung entspricht. Abweichungen von der statistischen Norm nennt man Dysbakterie.
Jede Störung der naturbestimmten Symbiose kann zu Krankheiten führen.
Unter Symbioselenkung faßt man verschiedene spezielle Therapieverfahren zusammen, die eine Umstimmung des Organismus mit dem Ziel der Wiederherstellung einer normalen bakteriellen Symbiose und damit einer normalen Funktion des Immunabwehrsystemes haben.
Die Bedeutung der bakteriellen Symbiose für die Immunabwehr, für das Lymphsystem sowie die Zusammenhänge zwischen Symbiose und Stoffwechsel wurde erst in neuerer Zeit erkannt, als Sulfonamide, Antibiotika u.a. an der Darmflora Schädigungen hervorriefen und klinisch faßbare Symptome verursachten.
Daß ein normales menschliches Leben ohne bakterielle Symbiose in unserem Darm nicht möglich ist, wurde bereits 1885 von PASTEUR ausgesprochen.
Wie bei keimfrei aufgezogenen Tieren, bei denen das Immunsystem verkümmert, ist auch beim Menschen die bakterielle Symbiose für den Aufbau und die Erhaltung eines funktionsfähigen Abwehrsystemes notwendig. Das gilt für die gesamte bakterielle Besiedlung der Schleimhäute des Atmungs- und Verdauungstraktes.
Allergische Reaktionen sind nur möglich, wenn Allergene in einen allergisch reagierenden Organismus hineingelangen, d.h. sie müssen die Haut-Schleim-hautschranke passieren. Dies geschieht um so leichter, je mehr die Symbiontenflora gestört ist. Eine gezielte Symbioselenkung ist daher oft eine wichtige unterstützende Therapie für die optimale Wirkung anderer Maßnahmen (z.B. einer Hyposensibilisierung).
Zu den Therapieverfahren, die eine Umstimmung des menschlichen Organismus mit dem Ziel einer Wiederherstellung einer normalen bakteriellen Symbiose bewirken sollen, gehören Ernährungstherapie, Fasten, Phytotherapie, Homöopathie.
Die Mikrobiologische Therapie ist indiziert bei
- Magen-Darm-Erkrankungen
- häufig rezidivierenden (wiederkehrenden) Infektionen bei Kindern und Erwachsenen
- chronischen Infektionskrankheiten, insbesondere des Atmungs- und Harntraktes, Mischinfektionen, gegen Antibiotika resistenten Infektionen mit Bakterie
- verzögerter Rekonvaleszenz (Gesundung) nach Antibiotika und Chemotherapie
- vielen allergischen und manchen Hauterkrankungen
Als Zusatztherapie wird die Mikrobiologische Therapie besonders bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und bei Tumorkrankheiten empfohlen.